Fröhlich sitzen Anastasia und Jenny in einer kleinen Bar, schlürfen Sekt, flirten ausgelassen mit dem Barkeeper und freuen sich schon auf den Besuch im Schönheitssalon für eine Botox- und Hyaluron-Behandlung zur Optimierung ihres Aussehens.
Später, auf dem Weg dorthin, bemerken sie ein seltsames, noch nie gesehenes kleines Wesen, das an einem Backsteinzaun eines Hauses mit zusammen gerolltem Körper, klebt, als ob es sich verstecken wollte.
Beide beugen sich nahe zur Kreatur herunter, um sie näher zu betrachten.
Weiß, fast schon durchsichtig, fisch-aussehend. „Ein seltener Fisch“, ruft Anastasia aufgeregt, „er bewegt sich.“
„Jenny, hole aus der Bar ein Glas Wasser, beeile dich, ich bleibe hier.“
Anastasia kramt ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wickelt es sich um eine Hand.
Mitleidig und leicht angewidert greift sie mit der Taschentuch umwickelten Hand nach dem Fischwesen, damit sie es ins Wasser setzen kann, sobald Jenny zurückkehrt.
Flink, jetzt mit zwei dünnen, kurzen Beinchen, die vorher nicht zu sehen waren, weicht das Wesen ihrer Hand aus und krabbelt an der Backsteinmauer hoch. Es dreht seinen Kopf zu ihr und schaut mit schwarzen Augen, die wie Stecknadeln auf die blasse, durchscheinende Haut gesteckt wurden, in ihre Richtung
Sie greift erneut nach ihm, das Wesen lässt sich in ihre offene Hand fallen.
Mit der freien Hand umschließt sie dessen Körper schützend und wartet auf das Glas Wasser, um es zu retten.
Nach allem, was sie bisher gesehen hatte, wundert es sie nicht, dass dieses Wesen zwei Beine hat.
Endlich kommt Jenny angerannt.
Anastasia öffnet ihre Hände und traut ihren Augen nicht. Ein hübscher, winziger Vogel, mit weißen Federn, an den Flügeln bräunlich, steht wackelig auf ihrer Hand.
Er schüttelt sein Gefieder, streckt seine dünnen Stelzenbeine, breitet seine Flügel aus und fliegt davon.
Fassungslos folgen die Freundinnen seinem Flug zu einem Baum. Von einem Ast aus blickte er in ihre Richtung.
Verstört schauen sich beide an. Wortlos laufen sie in Richtung Schönheitssalon.
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