bittersüß manchmal provokant

Kategorie: Inspirationen – Literatur

Moritat vom Klau Datendieb

und der Klau der hat Finger
und die trägt er an der Hand
und KI hat große Greifer
doch die Greifer sieht man nicht

Ach, es sind des Klaue´s Finger
flink wenn er Ideen stiehlt
KI braucht keine Handschuh
denn sein Abdruck sieht man ni
e

Inspiriert von und frei nach Bertolt Brecht, Moritat von Mackie Messer (Drei Groschen Oper)

Ich erinnere mich

Anfang August fingen die unsichtbaren Käfer

zu scharren und das Gras war zäh wie Hanf und hatte

wenig Farbe – so wenig wie der Sand eine hatte

und wir hatten unsere nackten Füße seit dem zwanzigsten Juni nackt getragen und es gab Zeiten

da hatten wir vergessen, deinen Wecker aufzuziehen und an manchen Abenden tranken wir unseren Gin warm und pur aus alten Senfgläsern während die Sonne unserm Blick entschwand wie ein roter Pleureusenhut

und einmal band ich mir das Haar mit einem Band zurück und du sagtest, ich sähe beinahe aus wie eine Frau aus Siedlerzeiten.

und woran ich mich am besten erinnere ist,

dass die Tür zu deinem Zimmer die Tür zu meinem war.

Axel Kutsch

Wer lacht, lebt länger – auch die Raucher?

Wer schreibt, schreibt, schreibt- smile

Nach dem Shitstorm wegen meines aus Überzeugung geschriebenen Short Gedichts gegen eine aufkommende Partei.

Ich ab in den Wald, wo die hingehen, die sich erden wollen. Mit einer Flasche Wasser und einem Buch von Ulli Hannemann im Rucksack. Der Krasse, der mich zum Lachen bringt.

Ich beneide den Hannemann – witzig, böse, locker, und ich die Zurückhaltende, Achtsame, meine Worte mild, obwohl ich auch ganz böse, eiskalte Gedanken habe. Diese auch noch in geschriebene Worte zu fassen, traue ich mich nach der „Kritik“ momentan nicht. Auch wegen des Karmas.

Es reicht schon, dass ich immer noch rauche, aber Fleisch esse ich nicht, das möchte ich zu meiner Verteidigung gesagt haben.

Beim Durchblättern des Buches bleibe ich, wahrscheinlich wegen meines konstanten schlechten Gewissens, bei jeder Zigarette, die ich mir reinziehe, an einer Story hängen, bei der es um militante Rauchverächter geht.
Schon schmunzelnd beim Titel lese ich.

>Erst wenn die letzte Kippe qualmt, die letzte Raucherkneipe geschlossen, der letzte Aschenbecher geleert ist, werdet ihr merken, dass man Selleriestauden nicht rauchen kann<.

Ulli Hannemann – Oh Ne Boomer

Ich blicke schüchtern um mich, dann bricht er aus – ein Lachanfall. Noch als ich von der Bank im Grünen aufstehe und in Richtung Bus laufe, biege ich mich vor Lachen. War’s der Hannemann, oder hat der Wald mich geerdet?

„Frollein, nehm’se jrün det hebt“

Die Prinzessin

Der Tag war gefüllt mit fröhlicher Leichtigkeit. Gefühle zeigten sich in bunten Farben, Berührungen durchfluteten ihren Körper als zarte Melodie und ließen ihn schwingen.

Unerwartet, wie aus einem Vakuum kommend, legt sich zäh ein schwerer Nebel der Traurigkeit über die Prinzessin – entkräftend und ermüdend.

Sie sucht den Schlaf in einem fremden, harten Bett.

Ein Geräusch neben ihrem Kopfkissen, wie die patschende Landung eines Frosches, lässt sie aufwachen.  Der Raum in bleierner Dunkelheit. Beklommen tastet sie nach dem Lichtschalter – nichts – kein Frosch – die Angst löst sich, sie verlässt den Raum, das Gebäude und atmet frische, klare Luft ein. An diesen Ort wird sie nicht mehr zurück kommen.

inspiriert durch die Prinzessin auf der Erbse und der Froschkönig!

Zum 1. Streich von Max und Moritz – nach und frei von Wilhem Busch und Gemälde von Carl Spitzweg der Eremit- Hühnchen bratend.

Auch die gute Witwe Bolte sinnt- die ihr nacktes Federvieh weinend in die Küche holte – Freilich war die Trauer groß
dachte an die schöne Tage als ihr Federvieh , bald im Hofe bald im Garten Lebensfroh im Sande scharten – ganz im stillen und in Ehren- gut gebraten zu verzehren.

Zweie fehlen – was war geschehen?

– Carl Spitzeg zeigts in seinem Bilde, wie im Walde knieend vor der Höhle , Heiliger und Eremit innig einen Hühnerpieß über einem Feuer dreht.

Und das Fazit der Geschicht, nennt der Bertold Brecht – Erst das Fressen dann die Moral –  aber das wissen wir allemal.

© by Lyra für Poesie Treff Juni 2023

Ein grünes Fenster

Der helle Mond leuchtet in meine Erinnerungen –

lange eingesperrt im Jadeturm

Weidentriebe wiegen sich sanft im zarten Frühlingslüftchen

Gräser so hoch gewachsen überragen unseren Zaun

löschen deine sich entfernende Gestalt aus
nur das wiehern deines Pferdes ist zu hören

Hinter dem Seidenvorhang mit den golden gemalten Eisvögeln

löst sich eine Duftkerze in Tränen auf

inmitten verwelkter Blumen und sehnsuchtsvoll rufenden Kuckucks

durch ein grünes Fester beschienen

immer noch verloren im Traum.

Übersetzung by Lyra für Poesie Treff Augsbug Februar 2023

aus dem chinesichem übersetzt ins englische – und jetzt auch in Deutsch
Wen Tingyun 812 – 870 – 9 Jahrhunderd – Tang-Dynastie 唐朝 (618 – 907)

Heute in der Stadt

Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassieren –
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen –
Ach, mich tötet ihr Gesinge
Von erlognen Liebesschmerzen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.

Lebet wohl, ihr glatten Säle,
Glatte Herren! Glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.

Heinrich Heine – Die Harzreise 1824

Foto © by Patrick M. Aeschbach April 2023

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